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In Jahrhunderten des Zusammenlebens haben Hunde gelernt, Menschen sehr gut
zu verstehen. Wie sieht es anders herum aus? Können auch Kinder schon die
Gesichtsausdrücke von Hunden richtig deuten? Antworten darauf liefert die
Wissenschaft.
Bei einer Studie haben Forscher kürzlich untersucht, welche Faktoren
beeinflussen, wie gut wir Hunde verstehen – ein Ergebnis war, dass dafür
auch die Kultur, in der man aufwächst, ausschlaggebend ist.
Darüber hinaus spielt aber auch das Alter und die Erfahrung mit Hunden eine
Rolle. Zwar konnten alle Teilnehmer sehr gut Wut und Glück bei Hunden
erkennen – alle anderen Emotionen konnten Kinder allerdings nicht gut lesen.
Diese Ergebnis legt nahe, dass die Fähigkeit zu verstehen, wie Hunde sich
fühlen, nicht angeboren sondern erlernt ist.
Verhaltensforscherin: Kinder verstehen Hunde überraschend schlecht
Eine der Mitautorinnen der Studie, Juliane Bräuer, sagte gegenüber dem
„Spiegel“: „Man hätte durchaus davon ausgehen können, dass wir eine
Prädisposition haben. Aber die gibt es offenbar nicht. Sonst hätten die
Kinder nicht verhältnismäßig schlecht abgeschnitten.“ Offenbar lerne der
Mensch erst im Laufe seines Lebens den Hund zu lesen.
Ihr Fazit: „Das Wichtigste ist sicherlich, wie erstaunlich schlecht Kinder
die Emotionen von Hunden erkennen können. Dass das nichts ist, was angeboren
ist. Sondern etwas, dass man lernen muss – und auch kann.“
Ihre Studienergebnisse zeigten, dass man keinen eigenen Hund brauche, um
die Tiere verstehen zu lernen. Es reiche schon, in einer Gesellschaft zu
leben, in der man Hunde im Park oder im Fernsehen sehe. „Offenbar ist es den
Hunden in die Wiege gelegt, uns zu verstehen. Aber uns weniger, den Hund zu
verstehen“, so die Verhaltensforscherin und Leiterin für Hundestudien am
Max-Planck-Institut in Jena.
Foto: unsplash.com/Sabina Fratila (Symbolfoto)
Es gibt übrigens Gesichtsausdrücke bei Hunden, die wir Menschen leichter
deuten können als andere. Aggression zum Beispiel haben fast alle Befragten
sehr gut erkannt. Juliane Bräuer zufolge ergibt das aus evolutionärer Sicht
auch Sinn: Sie vermutet, dass Menschen generell Aggressionen bei Raubtieren
erkennen können, die ihnen theoretisch gefährlich werden können.
Besseres Verständnis von Hunden
Warum ist die Frage, ob und inwiefern Kinder Hunde verstehen können,
überhaupt so wichtig? Leider machen besonders junge Kinder im Umgang mit den
Vierbeinern Fehler, ohne es zu merken oder böse zu meinen. Deshalb sollten
Eltern Kinder unter sechs Jahren auch nie unbeaufsichtigt mit Hunden alleine
lassen. Kinder können Gefahren schlechter einschätzen – im schlimmsten Fall
kann der Hund deshalb zubeißen, wenn er sich von einem kleinen Menschen zu
sehr bedroht fühlt.
Juliane Bräuer hofft, dass künftige Studien weiter dazu beitragen, dass wir
mehr über das Verständnis zwischen Hund und Mensch erfahren. „Damit können
wir hoffentlich das Auftreten negativer Zwischenfälle zwischen Mensch und
Hund verringern. Zwischenfälle passieren ja vor allem dann, wenn Menschen
nicht fähig sind, die Signale der Hunde zu deuten.“
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